Traditionen

Trotz schwieriger gewordenen Umweltbedingungen, die viele Ababda in die Städte getrieben haben, und trotz schleichender Urbanisierung ihres Lebensraumes, wodurch sie gezwungen wurden ihre Lebensweise aufzugeben, halten sie an alten Traditionen fest, wie z.B. an sozialen Normen und an der Stammes- und Clanstruktur.

STAMMESSTRUKTUR und STAMMESRECHT

Die Ababda setzen sich aus zahlreichen Stämmen zusammen, die wiederum in Clans unterteilt sind. Zu den größeren Stämmen zählen die El-Gami’ab mit zehn Clans, und die El-Mohamed’ab.

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By: Gianni Bodini

Die Herrschaft der Ababda ist von alters her konsensorientiert. Jeder Clan hat einen Anführer, wobei diese Rolle vom Vater an den Sohn übergeht. Die Führer genießen großes Ansehen, deren Rat auch von offiziellen Regierungsvertretern hoch geschätzt wird. Sie vertreten die Interessen aller, Stammesräte lösen Konflikte zwischen Stammesmitgliedern oder mit Außenstehenden. Feste und Hochzeiten sind ein willkommener Anlass, um sich zu beraten und Entscheidungen zu treffen.

FESTE und FEIERLICHKEITEN

Neben den großen muslimischen Festen feiern die Ababda auch „Mulids”, Feste zum Gedenken an verehrte Scheichs. Diese religiösen Feste sind für Stammes- und Clanführer wie für die Mitglieder gute Gelegenheiten, sich zu treffen, über dringende Fragen zu beraten oder Konflikte zu lösen. „Wir suchen immer nach einem Vorwand, um zusammenzukommen”, sagte ein Anführer lachend.

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By: Franceso Tommasinell

Neben religiösen Festen sind Hochzeiten die größten gesellschaftlichen Ereignisse. In alten Zeiten dauerte es auch drei Jahre, bis eine Hochzeit arrangiert war. Der Termin musste sorgfältig geplant werden. Man musste nicht nur die Regenzeit, sondern auch die Route der Handelskarawanen berücksichtigen, um sicherzustellen, dass möglichst viele Personen daran teilnehmen können. In der Regel dauerten Hochzeiten sieben Tage, der letzte davon wurde besonders festlich begangen. „Heute dauern Hochzeiten nur mehr drei Tage”, klagte ein Stammesältester.

SPRACHEN und DIALEKTE

Die Ababda sprechen Arabisch. Sprechen sie schnell, ist ihr Dialekt für jeden Nicht-Einheimischen unverständlich. Wie jeder Dialekt, beinhaltet auch der der Ababda Varietäten, die von der Standartsprache abweichen. Ein Beispiel ist das Dialektwort “Kolah” für Hügel, im Gegensatz zu “tabbah”, das in ländlichen Gegenden Ägyptens gebräuchlich ist. Darüber hinaus gibt es viele Wortprägungen, die auf ihren Kulturraum begrenzt sind.

LEBENSMITTEL und TYPISCHE GERICHTE

Obwohl die Ababda vorwiegend Hirten und Viehzüchter sind, verzehren sie nur zu besonderen Anlässen Fleisch. Neben Meeresfischen ernähren sie sich vor allem von Weizen und Hülsenfrüchten, insbesondere Linsen. Sie werden, wie auch Reis und Öl, aus Assuan angeliefert. Früher kauften die Ababda das Getreide und mahlten es selbst vor Ort. Heute kaufen sie das bereits gemahlene Getreide.

Gha’boori

Gha’boori ist eine Brotsorte. Der hefefreie Teig ist eine Mischung aus Weizenmehl und Wasser und wird über Glut gebacken. Wenn die Kohle auf der mit Sand bestreuten Fläche zu Glut geworden ist, wird ein Teil entnommen, der rund ausgewalkte Teig auf die Glut gelegt und mit der Glut bedeckt.

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By: Samah Abaza

Fisch

Die Ababda verzehren seit jeher Fisch. Sie bereiten ihn auf dieselbe Weise wie das Fleisch zu. Bevorzugte Fischarten sind Meerbarbe, Seepapageien und der Braune Kaninchenfisch. Schwertfisch ist kostbar und teuer. Daher wird er eher verkauft als gegessen.

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Sel’laht

Es ist die gebräuchlichste Art, um Fleisch, zumeist Ziegenfleisch, zuzubereiten. Das in Stücke geschnittene, gewürzte Fleisch wird auf einem glühend heißen Stein über dem Feuer oder der Glut gegrillt. Bemerkenswerterweise errichten die Ababda aus Respekt vor der Natur ihre Feuerstellen immer am jeweils selben Ort. Eine andere traditionelle Art der Zubereitung besteht darin, das Fleisch in gewürztem und gesalzenem Wasser zu kochen. Bei Festen wird das Fleisch auf beide Arten zubereitet. Auch Fisch wird auf beide Arten gegart. Fleisch, das nicht verzehrt wird, wird getrocknet aufbewahrt. Shah’teer ist dünn geschnittenes, gesalzenes und luftgetrocknetes Fleisch.

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By: Reem Labib

Gah’ba’nah

Der traditionelle Kaffee heißt Gahbanah. Die grünen Kaffeebohnen werden in einer Pfanne über dem Feuer geröstet und im Mörser mit Ingwer und Kardamom zerkleinert. Diese Mischung wird unter Zusatz von Wasser in kleinen, kürbisförmigen Behältern über dem Feuer aufgekocht und mit Zucker gesüßt.

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By: Franceso Tommasinelli

WOHNUNG & KLEIDUNG

Traditionsgemäß errichten die Ababda ihre Häuser aus Holzbrettern, die oft wiederverwertet werden, und dürren Ästen und kleiden sie mit geflochtenem Schilf und Wolle aus.

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By: Gianni Bodini

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By: Gianni Bodini

Im WGNP leben heute viele Ababda in staatlich errichteten Wohnungen. In Abu Ghosoun und Hamata bestehen sie aus Ziegeln und Mörtel und haben kuppelförmige Dächer.

Die Männer tragen heute noch ihre traditionelle Kleidung. Sie besteht aus einem leichten, weißen Hemd, dem Arráh’gah, was wörtlich übersetzt „Schwitzhemd” bedeutet, und wird über einer weiten, weißen Hose, der Booga, getragen. Darüber legen sie eine lange Tunika. An den Füßen tragen sie Schuhe oder Sandalen, die sie rasch ausziehen können, wenn sie in ein Haus oder auf einen Teppich treten.

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By: Reem Labib

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By: Reem Labib

SICH IN DER WÜSTE ORIENTIEREN

Die Ababda haben sich immer auf die Sterne verlassen, um ihren Weg durch die Wüste zu finden. Sie kennen den Polarstern und haben für die Sternbilder eigene Bezeichnungen. Doch selbst ein Volk, das seit jeher in der Wüste lebt, kann sich in der Wüste manchmal verirren.

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By: Francesco Tommasinelli

Um den rechten Weg wiederzufinden, machen die Ababda zunächst einmal ein Nickerchen, um wieder klaren Kopf zu bekommen. Dann machen sie sich auf die Suche nach dem nächsten Brunnen. Wenn sie in einer Gruppe sind, wird das erfahrenste Mitglied zum Leiter ernannt, dessen Weisungen und Entscheidungen von niemandem infrage gestellt werden. Geleitet von ihrem angeborenen Instinkt, von den Zeichen der Natur und nachts von den Sternen, ist rasch ein Brunnen gefunden. Mit frisch gefüllten Wasserschläuchen gelingt es ihnen, im Labyrinth von Tälern und Senken den Weg zurück zu finden.

WERTSCHÄTZUNG FÜR DIE NATUR

Die Ababda haben große Ehrfurcht vor allen Formen des Lebens, das sie umgibt. Doch die Akazie hat eine besondere Bedeutung. Ihre Samen und Blätter sind Futter für das Vieh, und wenn sie abgestorben ist, wird daraus Brennstoff und Kohle.

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By: Francesco Tommasinelli

Das Fällen eines lebenden Baumes ist nach dem Stammesgesetz strafbar. Der Täter wird vom Stammesrat zu einer Geldstrafe verurteilt und kann sogar aus dem Stamm verbannt werden. Eine Akazie darf erst gefällt und als Brennholz verwendet werden, wenn sie der Rat der Stammesältesten gründlich geprüft und für tot erklärt hat.

TOD UND BEGRÄBNIS

Die Ababda haben keine Friedhöfe, sondern einzelne Grabstätten. Sofern Tote zu Lebzeiten nicht ausdrücklich verfügten, an einem bestimmten Ort begraben zu werden, werden sie dort zu Grabe gelegt, wo sie gestorben sind. Sie haben keine Grabsteine, die Grabstelle wird von ein paar kreisförmig angelegten Steinen, einem Stock und einer Flagge markiert.
Die Toten werden sehr verehrt, oft gedenken sie ihrer als „unser großer Vater” oder „unsere große Mutter”. Grabstätten sind heilige Orte, und wann immer sie können, schlagen die Ababda ihr Lager in deren Nähe auf

TRADITIONELLE LEBENS- & EXISTENZGRUNDLAGE

Die Ababda sind von alters her ein Hirtenvolk, aber schon in jungen Jahren lernen sie auch das Fischen. Es sind die Frauen, die dieser Tätigkeit nachgehen und den Kindern das Fischen beibringen. Das Meer war schon immer der letzte Ausweg, wenn Viehzucht und Handel versagten. Traditionellerweise gehen sie morgens mit Angelschnüren, abends mit Speeren auf Fischfang. Die Ababda fischen vor allem für den Eigenbedarf, aber bei entsprechender Ausbeute wird Fisch auch zum Verkauf angeboten, wodurch sie ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften.

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By: Reem Labib

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By: Reem Labib

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By: Gianni Bodini

Über Handel und Viehzucht hinaus, versuchen die Ababda, ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern, indem sie entlang des Niltals sesshaft werden und die dort vorhandenen Möglichkeiten nutzen. Derzeit arbeiten viele von ihnen als Touristenführer oder Fahrer. Sie bemühen sich auch um eine feste Anstellung in staatlichen oder öffentlichen Einrichtungen, wie dem Bergbauunternehmen El-Nasr oder in den Büros des WGNP.

Nur wenige besuchen Ausbildungskurse oder schlagen eine berufliche Karriere ein, selbst wenn die Möglichkeit dazu bzw. ein persönliches Interesse besteht. Ababda, die in der Nähe von Ballungszentren leben, nutzen Bildungsangebote häufiger.

Aber auch wenn sich eine Erwerbstätigkeit mit Schafzucht und Fischfang vereinbaren ließe, sind sie weder in großen Hotels noch in Hotelanlagen beschäftigt.

Dabei ist es nicht so, dass sie eine Tätigkeit im Tourismus von vorneherein ablehnten – viele von ihnen arbeiten bereits als Touristenführer oder Fahrer. In Qulan und Hankorab Beach sind Ababda beispielsweise sowohl im Management als auch als Mitarbeiter beschäftigt. Der Grund, weshalb in den Resorts nur wenig Ababda arbeiten, ist kultureller Natur. In den Augen der Ababda genießt ein Angestellter in einem öffentlichen Unternehmen Ansehen, währenddessen sie es als würdelos erachten, im Servicebereich, insbesondere ausländischer Unternehmen, tätig zu sein.

“Auf die Frage, warum in den Hotels keine Ababda arbeiten, antwortete der Leiter einer gemeindeeigenen Einrichtung:, Touristen sind willkommene Gäste, wir bringen ihnen gerne unsere Kultur näher, aber wir wollen sie nicht bedienen.

In den Resorts wurden viele Ababda Opfer rassistischer Diskriminierung, verursacht von Arbeitskollegen, vorwiegend Landsleute aus dem ländlichen Raum. Das erklärt vielleicht auch, weshalb sie solche Arbeitsplätze nicht annehmen wollen.